Marseille: Chaos und Kunst am Alten Hafen

Nachdem wir die ersten anderthalb Wochen unseres Südfrankreich-Urlaubs sehr naturnah verbracht hatten, haben wir den Urlaub anschließend in Marseille ausklingen lassen. Viel größer hätte der Kontrast nicht sein können. Marseille ist voller Menschen unterschiedlichster Herkunft und wies in der Umgebung unserer Ferienwohnung eher nordafrikanisch geprägten Einzelhandel in verwirrend engen Gassen auf.

Auch in dem benachbarten Stadtviertel, in dem wir unser Auto in einer Tiefgarage untergebracht hatten[ref]Zunächst illegalerweise auf einem reservierten Stellplatz, wie uns der dafür Bezahlende mit einem freundlichen Zettel an unserem Auto hinwies.[/ref], herrschte buntes Treiben zwischen den sehr kunstvoll mit Grafitties gestalteten Geschäften. Davon werde ich hier noch in einem weiteren Beitrag berichten. In der entgegengesetzten Richtung lag nur wenige Straßen von unserer Unterkunft entfernt schon der Alte Hafen von Marseille. Direkt am Wasser gab es früher ein altes Hafenviertel, das leider von den Nazis komplett vernichtet wurde, sodass dort jetzt schmucklose Nachkriegsbauten mit eher unromantischen und vergleichsweise teuren Restaurants das Bild dominieren.

Ein Durchgang auf den Mauern des Fort Saint-Jean an der Einfahrt zum Alten Hafen, jetzt ein Teil des MuCEM.

An der Hafeneinfahrt am nordwestlichen Ende stößt man dann auf das alte Fort Saint-Jean, in dem seit 2013, als Marseille europäische Kulturhauptstadt war, das Museum der Kulturen Europas und des Mittelmeers (MuCEM) beheimatet ist. Es erstreckt sich außerdem noch auf einen Neubau, der zusammen mit der Villa Méditerranée auf einem ehemaligen Hafengelände entstanden ist. Der neue Teil des MuCEM ist ein großer schwarzer Quader, der sehr von der raffiniert strukturierten Fassade geprägt ist, die vor einen völlig sinnfreien, umlaufenden Gang und den eigentlichen Baukörper gehängt ist. In dessen Inneren gibt es zwei mäßig gut gestaltete Dauerausstellungen in eher klassischer Museums-Art, die ihren modernen und internationalen Anspruch durch ausschließlich französischsprachige Beschriftungen der Exponate[ref]Zumindest die Haupterklärtexte waren auch auf Englisch.[/ref] konterkarieren. Deutlich relevanter und interessanter war dagegen die Ausstellung Fan Tan von Ai Weiwei.

Hinter der Einfahrt in den Alten Hafen steht dann an der nach Norden verlaufenden Küste die Kathedrale von Marseille (s.o.). Ähnlich wie die über der anderen Hafenseite thronende Kirche, das Wahrzeichen der Stadt Notre-Dame de la Garde (hier im Hintergrund), wurde sie Mitte des 19. Jahrhunderts in einem wuchtigen neobyzantinischen Stil erbaut. Die Kathedrale steht etwas oberhalb der sehr geräumigen Uferstraße auf einem Podest das von zahlreichen großen Bögen getragen wird. Dort gibt es einige noch sehr neue Geschäfte und Restaurants und haben wir dann während unseres Museumsbesuchs vor einem halboffenen Imbiss zwei Großpackungen Pommes gegessen.

Ein Wohngebäude gegenüber des Fort Saint-Jean und des MuCEM.

Wenn man sich dann von der Küste abwendet, kann man durch das Stadtviertel La Panier gehen und dort noch den antiken Wegen folgen, die möglicherweise noch den selben Verlauf haben wie zu Zeiten der ersten Besiedelung der gut geschützten Hafenbucht durch Griechen. Während auch hier wieder enge Gassen und Treppen das Straßenbild prägen, kommt man nördlich vom Alten Hafen auf die ehemalige Prachtstraße „La Canebière“, wo es etliche Einkaufsmöglichkeiten gibt und auch modernere Architektur vorhanden ist. Aber auch hier herrscht reger Verkehr jeglicher Art und lässt einen Marseille-Besuch nicht gerade entspannt werden.

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