Drunter und drüber in Genua

Ende November 2022 habe ich meinen Arbeitgeber gewechselt und hatte noch einige Tage Urlaub übrig. Daher lag eine Reise in den Süden nahe. Auf der Suche nach möglichen Zielen haben wir uns von Fernbusanbietern inspirieren lassen und sind so auf Genua gekommen, das von Karlsruhe aus direkt über Nacht erreichbar ist. Leider hat der Busanbieter exakt 24 h vor Abreise dieselbe abgesagt, sodass wir spontan umbuchen mussten…

Unser Fernbus (rechts) morgens auf einem Parkplatz nahe des Grosser-St.-Bernhard-Tunnels.

So kam es dazu, dass ich nach einem gemütlichen Aufenthalt am Straßburger Busbahnhof von etwa zwei bis vier Uhr morgens in einem Bus aus unruhigen Träumen erwachte und mich auf kurviger Straße in den Schweizer Alpen fand. Rechts von mir ein steiler Abgrund1Das Val d’Entremont an der Grenze zwischen Schweiz und Italien, wie sich mittlerweile herausgestellt hat. und eine schroffe Felswand im frühmorgendlichen Licht, das kurz darauf von einem unfassbar schönen Sonnenaufgang abgelöst wurde. Nach der anschließenden Unterquerung des Grossen St. Bernhards gab es dann zur Erholung einen Halt auf dem oben abgebildeten Parkplatz.

Blick unter die Ponte Monumentale über die Via Venti Settembre.

Entgegen unser ursprünglichen Planung waren wir erst mittags am Ziel, sodass wir direkt in unserem Hotel einchecken und auf der Suche nach einem Restaurant zum Mittagessen einen ersten Eindruck von Genua bekommen konnten. Die Stadt liegt an der westlichen Seite des italienischen Stiefelansatzes und ist um einen sehr alten Hafen entstanden, der durch den Handel mit Gütern und Menschen aus dem Mittelmeerraum unermesslichen Reichtum mit sich gebracht hat.

Der Leuchtturm, der die Hafeneinfahrt von Genua seit dem 16. Jahrhundert bewacht.

Um den Wohlstand zur Geltung zu bringen ist auf dem schmalen Streifen zwischen Mittelmeer und dem Apennin nicht viel Platz. Dort drängen sich enge Gassen und protzige Paläste. Die gesamte Bucht war durch die Mauern einer Befestigungsanlage geschützt, zu der auch der Leuchtturm gehörte, das Wahrzeichen der Stadt.

Um den Leuchtturm herum gibt es noch heute einen großen Hafen mit Container-, Fähr- und Kreuzfahrt-Terminals. Im Osten schließt sich daran eine eher touristisch geprägte Promenade an, an der es einige Museen und Restaurants gibt.

Davon abgesehen dominiert eine Hochstraße die gesamte Hafenbucht und sorgt für den typischen Charme vieler Nachkriegs-Infrastruktur-Projekte, wie man ihn als Hannoveraner z.B. noch von der ehemaligen Hochstraße am Aegi kennt. Die hügelige Lage von Genua erlaubt aber kaum Alternativen, höchstens Tunnel, die auch zahlreich sind. Karten geben oft die tatsächliche geografische Situation nur unzureichend wieder. Dafür hat man häufig tolle Einblicke in Straßen, auf Fassaden oder Dachterrassen in tiefer gelegenen Stadtvierteln.

Blick vom Corso Andrea Podestà in eine deutlich tiefer liegende Straße.
Eine prächtige Fassade nahe des Bahnhofs Genova Brignole.
Eine Auffahrt auf die dominante Schnellstraße in Genuas Hafen.

Neben der sehr enggassig verwinkelten Altstadt ist die Via Venti Settembre2Der 20. September ist der Einheits-Tag Italiens. eine der Hauptachsen der Stadt, eine große Prunkstraße mit Arkaden, die noch dazu von der oben abgebildeten Monumentalbrücke überspannt wird. Sie führt vom De-Ferrari-Platz in die eher moderneren Teile Genuas und beherbergt diverse repräsentative Läden und Büros.

Eine prächtige Fassage an der zentralen Piazza Raffaele De Ferrari.
Eine schwer beladene Figur an einer Hausfassade in der Via Venti Settembre.

Aber nicht nur die Stadt selbst ist ein großes Drunter und Drüber. Auch mit dem Wetter hatten wir etwas Abwechslung. Die meiste Zeit war es für Ende November wunderschön warm und sonnig. In unserer zweiten Nacht, wir hatten uns kaum von der nächtlichen Busfahrt erholt, wurden wir im Hotel vom Feueralarm geweckt. Aus unserem hell notbeleuchteten Zimmer sind wir durch ein dunkles Treppenhaus in die Lobby geflohen, wo man uns mitteilte, dass ein Blitz ins Hotel eingeschlagen sei. Es gab keinen Strom mehr, aber zumindest kein Feuer. Dafür regelmäßige Sirenen und zunehmende Dunkelheit, als auch der Notbeleuchtung der Strom ausging. Erst gegen morgen war wieder alles soweit unter Kontrolle, dass wir uns noch etwas schlafen legen konnten. Nach dem Aufstehen war dann plötzlich das Wasser abgestellt. Wir haben mit unserem restlichen Wasservorrat die Zähne geputzt und sind ungeduscht Paläste besichtigen gegangen.

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