Groningen: Urlaub in der Zukunft

Im Mai war ich für ein paar Tage mit der Familie in der niederländischen Stadt Groningen. Mit 235 000 Einwohnern und vielen internationalen Studierenden ist die Stadt sehr lebendig und hat insbesondere an öffentlicher Infrastruktur einige Dinge, die mir aus meiner deutschen Perspektive schon fast futuristisch vorkommen.

Gracht in Groningen in der ich meinen Objektivdeckel verloren habe.

Man hört ja viel über den niederländischen Radverkehr, ich war aber trotzdem überrascht über dessen Ausmaße und die Unmengen an Fahrrädern, die in der Groninger Innenstadt geparkt sind. Es gibt sogar mehrere zentrale Fahrradparkhäuser und viele breite und getrennt von der Straße geführte Radwege, auf die man als Fußgänger sehr achten muss. Besonders gefreut haben mich als (ehemals) in der Verkehrsbranche Beschäftigter aber die extra Grünphasen, bei denen alle Fahrradampeln gleichzeitig grün werden, sodass man zum Linksabbiegen nicht zwei Ampelphasen warten muss. Hier gibt es für deutsche Städte noch einiges zu lernen.

Noch beeindruckender fand ich das Groninger Forum, ein öffentliches Gebäude, das neben der Stadtbibliothek und einer Aussichtsplattform auch Platz für kleinere Ausstellungen und Kinosäle bietet. Cafés und andere Sitzplätze sind ebenfalls vorhanden, sodass man dort beliebigen kulturellen Bedürfnissen nachgehen kann. Architektonisch verwirrt das Gebäude zunächst durch seine schrägen Außenflächen, fügt sich dann aber trotz seiner beachtlichen Höhe gut in das Stadtbild ein. Auch die Innenarchitektur ist gelungen und wird durch einen großen offenen Raum in der Mitte dominiert, der von zahlreichen Rolltreppen überbrückt wird, die die verschiedenen Ebenen des kulturellen Angebotes verbinden.

Darüber hinaus merkt man Groningen auch den jahrhundertealten Reichtum durch Handel Ausbeutung anderer Erdteile an. Der Stadtkern ist voller prächtiger alter Gebäude und wird von einer Gracht umschlossen, in der früher Waren umgeschlagen wurden. Dort hatten wir für ein paar Tage ein sehr schönes Hausboot als Unterkunft gemietet, das in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Torfkahn genutzt wurde.

Ein Theatergebäude am Torfhafen in Groningen.

Das groninger Stadtmuseum gibt einen interessanten Überblick über die Stadtgeschichte, in der auch die koloniale Vergangenheit offen thematisiert wird. Besonders spannend wird das Museum dadurch, dass es neben der Stadtgeschichte auch historische und zeitgenössische Kunst präsentiert. Wir hatten das Glück, dass dort im Mai gerade eine Ausstellung über den französischen Street-Art-Künstler JR zu sehen war, der einerseits Porträts einfacher Menschen überlebensgroß auf Hauswände klebt und andererseits sehr beeindruckende Kollagen mit Fotos von hunderten Menschen, etwa zum Thema Waffenbesitz in den USA, zusammenstellt.

Außerdem war gerade mitten in der Groninger Innenstadt ein größeres Straßenfest mit Fahrgeschäften, auf dem wir leider einen kleinen Unfall mit dem Kettenkarussel (siehe Bild unten) miterleben mussten. Während wir dort standen und ich Fotos wie das folgende machte, senkte sich das Karussell in seine Station, war dabei aber offenbar noch zu schnell, sodass die vollbesetzten Sitze gegen das Geländer der Station geschleudert wurden. Einige Fahrtgäste haben Verletzungen an den Füßen davongetragen und konnten das Karussell nur noch humpelnd verlassen.

Eine Wilde-Maus-Achterbahn und ein Kettenkarussel in der Groninger Innenstadt.

Neben dem wilden Treiben in der Stadt haben wir auch ein paar Tage in einem Hotel in einem alten Landsitz nahe der hübschen Kleinstadt Appingedam verbracht. Dort war das Leben deutlich weniger ereignisreich, aber auch schön. Wir haben eine Grachtenfahrt und einen Ausflug an die Emsmündung gemacht, wo es leider nur einen kleinen und unnatürlichen Strand gab. Insgesamt war es aber ein sehr toller Kurzurlaub!

3 Kommentare zu “Groningen: Urlaub in der Zukunft

  1. Hallo Danny, schöner Beitrag über Groningen. Ich habe kürzlich in der HAZ gelesen, dass sich unter Groningen eine Gasblase befindet mit ca. 500 Milliarden cbm Gas. Leider kam es bei der Förderung zu mehr als 1000Erdbeben, was zu erheblichen Rissen an Wohngebäuden in der Gegend führte…

    1. Vielen Dank für deinen Kommentar! Das mit der Erdgasförderung und den Erdbeben war sogar im Frühjahr mal bei Oliver Welke in der Heute-Show.

      Das mit der Ems habe ich korrigiert, in der einen Bildunterschrift stand es auch schon richtig 🙂

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