Im vorangegangenen Artikel ging es um die glasige Front Frankfurts, hier soll es nun um die eher steinernen Bauten in den Lücken zwischen den Hochhäusern der Stadt gehen. Auch die neue Altstadt Frankfurts ist ein Thema. Sie ist noch recht neu und wurde vor gerade erst einem Jahr zwischen dem Dom und dem Römer (dem Rathaus Frankfurts) eröffnet.
Schon seit der großflächigen Zerstörung der ehemals von zahlreichen Fachwerkhäusern und engen Gassen geprägten Frankfurter Altstadt durch Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg gibt es immer wiederkehrende Diskussionen über die Rekonstruktion des alten Zustandes.
Nach dem Krieg stand zunächst nur Geld für die Instandsetzung der größeren und berühmteren Gebäude wie dem Römer und der Paulskirche zur Verfügung. In den vergangenen Jahrzehnten wurden aber gleich mehrere Straßenzüge nach historischem Vorbild wieder hergestellt. Schon Anfang der 1980er Jahre wurden gegenüber des Römers, am sogenannten Samstagsberg, etliche Häuser wieder aufgebaut. Sie beherbergen jetzt sehr touristisch orientierte Lokale und fallen durch ihr unnatürlich gerades Fachwerk auf. Auf dem Areal dahinter stand von 1972 bis 2012 das Technische Rathaus der Stadt Frankfurt, ein kolossales architektonisches Meisterwerk aus Beton.
Seit dessen Abriss wurden 35 neue Häuser entlang der historischen Straßenverläufe errichtet, von denen 15 als Rekonstruktion nach dem Vorbild ehemaliger Gebäude gebaut wurden. Die Kombination von Rekonstruktionen und modernen Häusern, die in Anlehnung an die frühere Bauweise zum Beispiel ebenfalls mit Schiefer behängt sind, machte auf mich einen ganz gelungenen Eindruck und ist sicherlich ein deutlicher Gewinn gegenüber der vorherigen Bebauung. Insgesamt wirkt die neue Altstadt aber noch sehr steril und viel zu gerade für eine Altstadt. Ich hoffe, ihr ist eine längere Lebensdauer beschieden als dem Technischen Rathaus.
Ebenfalls in der Nähe des Römers neu gebaut hat auch das Historische Museum Frankfurts und sich dabei für die interessante Sandsteinfassade mit Luken unten entschieden. Es gibt in Frankfurt zwischen all den Neubauten und dem ganzen Glas sogar noch einige echte historische Prachtbauten, etwa das 1879 eingeweihte Gebäude der Frankfurter Börse, das nach wie vor deren Hauptsitz ist. Viele weitere der noch erhaltenen Gebäude werden gegenwärtig von Banken genutzt, so auch der ursprünglich 1902 als Hotel errichtete Fürstenhof.
Auch bei den neueren Hochhaus-Bauten verwendet man nicht nur Glas und verprotzt sie gerne mit Naturstein, wie etwa den oben in der Mitte abgebildeten Fußweg durch ein Gebäude des erst kürzlich neu bebauten MainTor-Areals. All die hübschen Alt-, Neu- und Neu-Alt-Bauten der Frankfurter Banken- und Kulturlandschaft konnten uns aber nicht über die harte Realität hinwegtäuschen. Nicht weit von den Prachtbauten und unserem Hotel entfernt findet sich mitten im Frankfurter Bahnhofsviertel nämlich auch das Rotlichtmilieu. Schon beim Frühstück im Hotel konnten wir einen Kunden des benachbarten Drogenkonsumraumes beim Einrichten seines Sitzplatzes vor dem Hotelfenster zuschauen. Entsprechen war auch auf der Straße vor dem Hotel immer genug Action.