Warum sollte man gerade im Süden Englands auf der Isle of Purbeck Urlaub machen? Weil es dort eine sehr beeindruckende Steilküste gibt! Etwa 150 km der Küste bilden das Unesco Welterbe „Jurassic Coast“. „Jurassic“ ist dabei der englische Name für das geologische Zeitalter des Jura. Aus dieser Zeit und den angrenzenden Zeitaltern des Trias und der Kreide stammen die Felsen, die dort zu sehen sind. Durch die reichhaltigen Fossilienfunde hat man so Einblick in etwa 185 Millionen Jahre Entwicklungsgeschichte der Erde bis zum Aussterben der Dinosaurier vor etwa 66 Millionen Jahren. Wir habe zwar keine Versteinerungen gesehen, aber auch die Landschaft selbst ist sehr beeindruckend.
Wie ich ja bereits geschrieben habe, waren wir zunächst in Swanage. Von dort aus kann man sehr schön entlang der Steilküste zu den Old Harry Rocks wandern, die den östlichen Endpunkt der Jurassic Coast bilden. Der Ort steigt bereits zum Rand hin an und man kommt dann durch eine Ferienhaussiedlung auf eine freie Grasfläche mit steiler Kante direkt über dem Strand der Bucht von Swanage. Von dort aus geht es zwischen Gestrüpp und Kuhweiden einen schmalen Pfad entlang die Klippe hinauf. Den Ausblick vom höchsten Punkt aus hatte ich bereits im letzten Artikel zum Thema festgehalten.
Von dort aus kommt man auf eine abfallende, größere Wiese, die von der Steilküste begrenzt wird. Wenn man sich nah genug an die Kante heran traut, kann man dann zwei einzelne Felsen im Wasser sehen, bei denen die Verbindung zur Küste schon weggebrochen ist. Man kann dann weiter die sehr ausgefranste Küste entlang gehen, sich gelegentlich auf einen schmalen Vorsprung trauen und kommt dann am Ende zu den Old Harry Rocks, die ebenfalls einzeln vor der Küste stehen. Hier gibt es eine sehr schöne Luftaufnahme des Küstenabschnitts, den wir entlang gelaufen sind, mit den Old Harry Rocks im Vordergrund. Leider hatten wir sehr gutes Wetter und sind dann noch ein Stück weiter entlang der Küste gewandert, bis wir am Weg etwas Schatten gefunden hatten. Trotzdem hatten wir abends dann einen Sonnenbrand…
Drei Tage später sind wir dann mit dem Bus von Wareham aus nach West Lulworth gefahren und haben dort die Küste erkundet. Ähnlich wie in der Nähe von Swanage besteht auch dort ein Großteil der Küste aus Kalkstein, es gibt aber oft eine vorgelagerte Schicht aus härterem Gestein. Die Plattentektonik hat hier dafür gesorgt, dass die Gesteinsschichten fast senkrecht stehen. Dadurch bilden sich sehr interessante Buchten, wenn es einen Durchbruch im härteren Gestein gibt und die dahinter liegenden weichen Gesteine abgetragen werden. So ist die fast perfekt runde Bucht bei West Lulworth entstanden, ein sehr schönes Beispiel für das Huygens’sche Prinzip. Außerdem gibt es jetzt erstmals hier ein Foto, das meine Freundin gemacht hat:
Nachdem wir dort zunächst die Bucht umrundet und auf den östlichen Felsvorsprung gestiegen waren, sind wir dann weiter entlang der Küste zu der Hauptattraktion der Gegend gelaufen: Durdle Door, einen sehr großen Felsbogen. Zunächst kommt man aber noch an einer leider etwas wenig beachteten Einbuchtung namens Stair Hole vorbei, wo man sehr schön die Auffaltung der Gesteinsschichten sieht.
Dann geht man über den enorm großen Besucherparkplatz einen sehr ausgetretenen Weg die benachbarte Klippe hinauf und hat vom höchsten Punkt aus den tollen Ausblick, der hier als Hintergrund dient. Durdle Door liegt auf der westlichen Seite eines vorstehenden Felsens, zu dem wir dann wieder hinab steigen mussten. Auch auf der anderen Seite liegt eine sehr schön runde Bucht mit dem Namen Man O’War.
Meine Freundin wunderte sich über das regelmäßige Bogenmuster der Steine am Strand: es gibt in den Buchten Bereiche, wo sich größere Steine sammeln, während dazwischen in Bogenform eher kleinere Steine liegen. Sie stellte dann fest, dass das ein Interferenzmuster ist. Tatsächlich bildet die Steinkette einen Dreifachspalt. In der Bucht dahinter überlagern sich die einzelnen Wellen aus den drei Spalten und es entstehen Bereiche, wo sich die Wellen auslöschen, während sie sich in anderen Bereichen verstärken. Dort können die Wellen dann auch größere Steine an den Strand spülen. Auf den Fotos ist das leider nur sehr schlecht zu erkennen, aber Physik funktioniert tatsächlich auch in der Wirklichkeit!
Bevor hier jetzt irgendjemand falsche Physik lernt, muss ich das mal kurz berichtigen.
Die größeren Steine liegen im Knoten, dort wo sich die Wellen gegenseitig auslöschen. Durch die Bewegung des Wassers im Bereich der Verstärkung werden die Steine immer mehr abgeschliffen und somit kleiner. Im Knoten bewegen sich die Steine kaum und behalten so ihre Form.