Arbeitsplätze (1) – Hannover

Ich habe seit Anfang diesen Jahres etwas an einer Fotoserie gearbeitet, die mich seit längerem beschäftigt. Schon in Hannover sind mir gelegentlich die alten Industriebauten aufgefallen, die das Stadtbild in den Randbereichen prägen. Vor allem das ehemalige Hanomag-Gebäude am Deisterplatz dürfte jedem Hannoveraner bekannt sein. Bevor es demnächst mit ähnlichen Fotos von diesem Jahr weiter geht, gibt es hier also zunächst einige ältere Bilder von interessanten Gebäuden.

Uhr an der Fassade des ehemaligen Hanomag-Gebäudes am Deisterplatz in Hannover
Uhr an der Fassade des ehemaligen Hanomag-Gebäudes am Deisterplatz in Hannover

Interessant finde ich an alter Industriearchitektur zwei Dinge: zum einen finde ich es faszinierend, wie liebevoll und verziert zu Beginn des letzten Jahrhunderts noch simple Werkhallen gebaut wurden. Heutzutage würde man eine Fabrikhalle vermutlich nicht mehr mit Kacheln und Statuen versehen, wie man das bei der Hanomag-Halle vor genau 100 Jahren getan hat. Außerdem haben solche Gebäude oft eine wechselvolle Geschichte erlebt, die natürlich auch eng mit der Geschichte unseres Landes zusammenhängt. Im Gegensatz zu den Autoren des wunderschönen Bildbandes „Stillgelegt“, der sich seit kurzem in meinem Besitz befindet[ref]Vielen Dank an meine Eltern![/ref], geht es mir weniger darum, den Moment des Stillstands festzuhalten, sondern den Wandel zu zeigen. Durch die Beschäftigung mit alten Gebäuden lässt sich so einiges über die Entwicklung unserer Arbeitswelt und Themen wie Nachhaltigkeit lernen.

Ehemaliges Conti-Gelände in Hannover-Limmer, Frühjahr 2013
Ehemaliges Conti-Gelände in Hannover-Limmer, Frühjahr 2013

Sehr fasziniert war ich daher, als ich das ehemalige Werksgelände von Continental im hannoveraner Stadtteil Limmer entdeckt habe. Als ich dort im Frühjahr 2013 fotografiert habe, waren bereits sämtliche Fabrikhallen abgerissen und es standen nur noch ein sehr hübscher Turm und ein alter, denkmalgeschützter Gebäudekomplex dort. Auf dem Gelände soll die sogennante „Wasserstadt Limmer“ entstehen. So soll dort neuer Wohnraum in mehr oder weniger großem Stil entstehen, was bei den bereits in der Umgebung wohnenden Menschen für Skepsis sorgt. So kommt erst jetzt, nach über 10 Jahren Planung, langsam Fahrt in das Projekt und konkrete Ideen für die weitere Nutzung der denkmalgeschützten Gebäude gibt es offenbar noch nicht. Auf dem ehemaligen Gelände der Firma Hanomag kann man dagegen gerade Wohnungen in einem umgebauten Verwaltungsgebäude kaufen, außerdem werden die alten Hallen teilweise weiter genutzt und die Freiflächen sind von mehreren Baumärkten besiedelt. Aber auch hier gibt es Skepsis, ob die dort entstehenden teuren Eigentumswohnungen gut in den Stadtteil passen.

Rückseitige Ansicht aus der Nordstadt von Hannover auf das Conti-Stammwerk im Stadtteil Vahrenwald
Rückseitige Ansicht aus der Nordstadt von Hannover auf das Conti-Stammwerk im Stadtteil Vahrenwald

An einem anderen alten Industriebau bin ich oft mit dem Zug vorbei gefahren. Es zeigt eine andere mögliche Geschichte eines Gebäudes auf: es wurde von Continental dort irgendwann[ref]Ich konnte gerade keine konkreten Angaben zu den Produktionshallen finden, das Verwaltungsgebäude dort auf dem selben Gelände ist laut Wikipedia von 1914[/ref] erbaut und wird immer noch für die Produktion genutzt. Irgendwie etwas langweilig, aber auch schön.

Zum Schluss möchte ich noch an ein weiteres, offenbar sehr wenig nachhaltig errichtetes Gebäude erinnern, über das ich hier bereits früher geschrieben habe: das ehemalige Bürogebäude der AOK am Pferdeturm in Hannover, das schön zeigt, dass eine Ruine nicht alt sein muss und auf meinem Hintergrundbild der Hauptseite festgehalten ist. Ironischerweise habe ich gerade gelesen, dass nun Continental das Gelände kaufen möchte, um dort einen neuen Firmenhauptsitz zu errichten. Man denkt mittlerweile aber (hoffentlich) nachhaltiger als die AOK und plant „langfristig bei Bedarf weitere Stockwerke hinzufügen zu können.“ Damit bleibt dem Neubau hoffentlich folgendes Schicksal erspart:

3 Kommentare zu “Arbeitsplätze (1) – Hannover

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