Am Ende des letzten Beitrags über die weiße Wüste wurde gerade unser Abendessen vorbereitet. Es wurde dann zunehmend windiger und wir suchten Schutz hinter dem Aufstellding, das unsere Führer am Jeep befestigt hatten. Während das Hähnchen noch in einer Sandgrube briet, bedauerten wir gerade, dass wir wegen des bewölkten Himmels keinen schönen Sonnenuntergang sehen werden würden, als ein schöner Sonnenuntergang einsetzte.
Es wurde nämlich plötzlich ziemlich hell, als die Sonne tief genug stand um unter die Wolken zu kommen. Die Wolkendecke und das helle Gestein erstrahlten kurz im Abendlicht, bevor das Licht zunehmend roter und weniger wurde. Insgesamt jedenfalls ein sehr beeindruckender, wenn auch kurzer Sonnenuntergang, der sich in seiner Dynamik leider nur schwer auf Fotos festhalten ließ. Danach aßen wir und saßen noch einige Zeit im Kerzenschein hinter dem Windschutz. Leider blieb es den ganzen Abend stark bewölkt, sodass wir keinen schönen Wüsten-Sternenhimmel sehen konnten. Ich hatte extra mein Stativ mitgenommen… Wegen des eher trüben und windigen Wetters verbrachten wir dann die Nacht im Zelt zusammen mit einem großen Berg Kamelhaardecken, während unsere Begleiter draußen schliefen. In der Ferne hörte man irgendwelche Tiere heulen.
Am nächsten Morgen war es noch deutlich windiger als zuvor und wir mussten ohne Tee frühstücken. Man teilte uns mit, ein Fuchs habe nachts den ganzen Zucker gestohlen[ref]Tee ohne Zucker war keine Option.[/ref]. Während wir noch an unserem Frühstückstisch saßen, wurde es nass von oben: Regen, in der Wüste. Somit bestätigte sich meine Vermutung, dass Zelt-Übernachtungen mit meiner Freundin immer regnerisch enden… Unser Führer war jedenfalls nicht sonderlich überrascht und freute sich über den Regen. Es war tatsächlich auch nur ein kurzer Schauer der nicht ernsthaft nass machte.
Deutlich unangenehmer war der dann langsam einsetzende Sandsturm. Nachdem wir unser Zelt wieder eingefangen und abgebaut hatten, fuhren wir zügig mit unserem Jeep weiter. Wir machten nur noch einige sehr kurze Stops, unter anderem beim Hasen, und unser Fahrer (ebenso wie wir) machte die Erfahrung, dass bei Sandsturm die Benutzung der Lüftung des Jeeps nicht sinnvoll ist. Ansonsten hielt sich der Sandsturm zum Glück in Maßen und abgesehen vom sehr grauen Himmel und dem Wind war nur ein leichter Peeling-Effekt auf der Haut zu merken.
Es klarte im Laufe des Vormittags langsam wieder auf und wurde etwas sonnig, sodass ich hier tatsächlich einige Bilder mit Schatten präsentieren kann! Die Hügel in unserer Umgebung wurden wieder flacher und es mischten sich unterschiedliche Gesteinsformen unter den Kalkstein. Wir machten dann mit dem Jeep auf dem einzigen größeren Hügel aus eher festem, leicht bläulichen Gestein halt und hatten eine sehr schöne Aussicht über die umliegende Ebene in der sich die ganzen kleineren Hügel wie eine Zeltstadt versammelten.
Danach fuhren wir weiter in die „neue Weiße Wüste“ [ref]Ich habe keinen richtig greifbaren Unterschied zur Weißen Wüste gemerkt…[/ref] und machten noch einmal Halt an einer Ebene mit eher lilanem Felsboden, an deren Rand einige Felsen mit sehr sehr dünnen Hälsen standen, darunter auch das Exemplar auf dem Hintergrundbild. Der letzte Halt war dann noch an einem „El Santa“ genannten Baum, der offenbar schon seit hunderten Jahren dort in der Weißen Wüste wächst, als einziges Gewächs in etlicher Entfernung.
Danach fuhren wir, wegen des immer noch starken Windes abweichend vom ursprünglichen Plan, zurück zu der Oase, an der wir bereits am Vortag Mittagspause gemacht hatten und bekamen noch mal eine Mahlzeit serviert. Dann ging es wieder zurück zur Straße, wo wir bereits vom Furchtlosen Fahrer erwartet wurden. Auf der Rückfahrt verschlechterte sich meine Meinung über den Fahrstiel des Furchtlosen Fahrers dann noch weiter, nachdem er mit etwa 120 km/h einen Plastikkanister überfuhr, der kurz vor unserem Auto von einem entgegenkommenden Eselskarren gefallen war. Der Kanister blieb unter dem Auto stecken, letzteres brauchte einen längeren Bremsweg um zum Stehen zu kommen. Der Furchtlose Fahrer entfernte ohne weitere Emotionen den Kanister, warf ihn in die Wüste und raste weiter. Ich war deshalb sehr froh, als der Verkehr in Kairo so dicht wurde, dass ein schnelles Fahren nicht mehr möglich war. Weniger froh war ich, dass der Verkehr so dicht wurde, dass wir für die letzten 500 m unseres Heimwegs etwa 45 Minuten brauchten. Gelohnt hat sich der Ausflug in die Weiße Wüste aber trotzdem sehr! Abschließend noch ein paar Bilder: