Weiße Wüste (1) – Enjoy the silence

Heute geht es um meinen Aufenthalt in der unwirklichsten Landschaft, in der ich bisher war: die Süße Weiße Wüste in Ägypten. Sie löst damit die Göteborger Schären von Platz 1 meiner Liste der schönsten Orte, an denen ich nicht leben möchte, ab. Um den faszinierenden Charakter dieser Landschaft zu beschreiben sei hier Walter Moers zitiert:

Zu den wenigen angenehmen Ablenkungen zählten die vielfältigen Skulpturen, die der Zuckerwind in der Wüste hervorbrachte. Manche waren zu Bergmassivgröße herangewachsen, andere nur einen Meter groß, aber interessant war es immer, ihre Formen zu studieren und nach vertrauten Bildern in ihnen zu suchen.

– Walter Moers: Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär

Treffender könnte ich es auch nicht formulieren.

Die Ain Khadra Oase in der Weißen Wüste mit unserem Jeep.
Die Ain Khadra Oase in der Weißen Wüste mit unserem Jeep.

Die Anfahrt mit dem furchtlosen Fahrer durch die Schwarze Wüste hatte ich mäßig gut überstanden. Nachdem das dahin rasende Auto angehalten und uns freigelassen hatte, stiegen wir in einen am Straßenrand wartenden Jeep um. Dann ging es langsam und ruckelnd tiefer in die Weiße Wüste, was mir nach der vorherigen furchtlosen Fahrt deutlich besser gefiel. Es ging zunächst einen markierten Weg entlang über ein Geröllfeld und einen kurzen, steilen Abhang hinab zu einer kleinen Oase, wo wir zum Mittagessen hielten. Während unser Fahrer mit seinem Gehilfen dies vorbereitete, hatten wir die erste Gelegenheit, die Umgebung zu erkunden.

Eine von Aushöhlungen durchzogene Felsklippe in der Weißen Wüste.
Eine von Aushöhlungen durchzogene Felsklippe in der Weißen Wüste.

Zu sehen war noch nichts besonderes, zu hören allerdings auch nicht. Eine derartige Stille hatte ich bisher noch nicht erlebt. Es fehlten nicht nur Geräusche, sondern auch Dinge, die Geräusche erzeugen oder reflektieren könnten. Kurz darauf kam allerdings ein weiterer Jeep mit zwei Touristen, die auch bei der Oase Rast machten. Wir aßen dann unter einem Palmendach in der kleinen Oase eine Art ägyptische Linsensuppe (sehr säuerlich), bevor es mit dem Jeep weiter ging. Ich hatte das erste Mal die Erfahrung, wie es ist, durch tieferen Sand gefahren zu werden[ref]Man fährt am Besten mit Vollgas in einem 45°-Winkel den Hang hinauf, sodass der Jeep seitlich zur Fahrtrichtung vorwärts rutscht, ohne an Höhe zu verlieren (oder zu gewinnen), bis man den Zielpunkt erreicht hat, an dem man abrupt das Lenkrad umschlägt um dem Ziel entgegen die Düne wieder hinab zu fahren.[/ref], bevor wir von unserem Führer an dem Felsen auf dem Bild abgesetzt wurden.

Glatter weißer Wüstenboden mit meinen Schuhen.
Glatter weißer Wüstenboden mit meinen Schuhen.

Dort hatten wir das erste Mal Kontakt mit dem typischen weißen Boden der Weißen Wüste, der sich überall in flachen Schichten oder zu bizarren Formen geschliffen wiederfindet. Dazwischen findet sich immer auch Sand und manchmal noch kleine schwarze Steine, die wahrscheinlich aus der Schwarzen Wüste heran geweht wurden. Der Felsen selbst war auch aus dem weißen (Kalk-?) Gestein und an der frei liegenden Kante durchsetzt von Aushöhlungen, die teilweise noch mit Fossilien gefüllt waren. Nachdem wir die Gegend dort etwas erkundet hatten, sammelten wir noch eine rostige Getränkedose ein, stiegen wieder in unseren Jeep und es ging sanft ruckelnd weiter.

Zwei vom Wind geformte Hügel in der Weißen Wüste.
Zwei vom Wind geformte Hügel in der Weißen Wüste.

Unser sonst eher schweigsamer Fahrer erklärte uns, dass er jederzeit gerne für uns anhalten würde, und so machten wir zunächst zwei weitere Stops an eher unspektakulären Felsen. Neben den einige Meter hohen, glatten Buckeln wie auf dem Bild gab es vor allem eher sandig und schlammig aussehende, kleinere Huckel. Wie auf den Bildern ja auch gut zu sehen ist, ließ das Wetter dabei eher zu wünschen übrig und verhielt sich nicht sehr angemessen für eine Wüste. Seit der Abfahrt in Kairo war es nicht aufgeklart und blieb auch den ganzen Tag über sehr bedeckt. So war aber auch die Umgebungstemperatur ganz angenehm und ich hatte die meiste Zeit eine Jacke an.

Die wirklich interessanten Felsen kamen dann erst eine Weile später nach einer kurzen Abfahrt in eine etwas tiefer gelegene Ebene, die voller etwa gleich hoher, skurriler Felsskulpturen ist. Dort findet sich auch der Pilz vom Hintergrund-Bild, der quasi das Wahrzeichen der Weißen Wüste ist. Wie der bei „normalem“ Wüstenwetter aussieht, lässt sich mit einer kurzen Google-Bildersuche herausfinden. Ich bin jedenfalls vermutlich der einzige, der den Pilz mit der Henne vor wolkigem Hintergrund im Internet veröffentlicht hat. Als einziger Fels gibt es beim Pilz eine Absperrung drum herum und abgesehen von der Oase am Anfang trafen wir hier auch das einzige Mal auf einige andere Menschen.

Anschließend machten wir noch kurz Halt bei dem Objekt auf dem Bild rechts. Dort gab es einen mehrere Meter langen und vielleicht an der breitesten Stelle etwa 50 cm breiten Hohlraum. Danach fuhr sich unser stets barfuß fahrender Fahrer kurz im Sand fest, bekam den Jeep im Rückwärtsgang aber schnell wieder frei und fuhr mit uns einen anderen Weg zu einer etwas größeren freien Fläche hinter drei nach Köpfen aussehenden Felsen, wo unsere Begleiter unser Nachtlager aufschlugen. Währenddessen hatten wir noch etwas Zeit, die Umgebung zu erkunden, bevor es dann Abendessen gab. Damit geht es bald in einem nachfolgenden Artikel weiter…

Vorstehendes, filigranes Teil des weißen Wüstenboden.
Vorstehendes, filigranes Teil des weißen Wüstenboden.
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