Es ist so weit: mein Projekt „Call me maybe“ ist fertig! Ich habe im Zeitraum von Juli 2013 bis Februar 2015 an insgesamt 21 Orten in deutschen Städten verschiedener Größe Telefonzellen fotografiert. Dabei ist das Modell TelH 90[ref]Im offiziellen Sprachgebrauch handelt es sich um Telefonhäuschen, während sich -zellen ursprünglich wohl nur in Gebäuden fanden.[/ref] sehr dominant, ich habe aber auch die beiden Spezialausführungen „Stadtbild modern“ und „Stadtbild historisch“ sowie zwei alte gelbe Telefonzellen (Modell TelH 78) gefunden (Quelle der Bezeichnungen und viele weitere Fotos). Aber seht selbst:
Weimar, Schwanseestraße/Fuldaer Straße. Ein altes gelbes Telefonhäuschen TelH 78, fotografiert im Juli 2014, Ende 2016 nicht mehr vorhanden.
Weimar, Friedrich-Ebert-Straße/Eduard-Rosenthal-Straße, TelH 78, fotografiert im August 2014.
Hann. Münden, Bahnhofsvorplatz, TelH 90 Sm (für Stadtbild modern). Fotografiert Ende 2014.
Göttingen, Bahnhofsvorplatz, TelH 90 Sm (für Stadtbild modern). Fotografiert Ende 2014.
Jena, Johannisplatz, TelH 90 Sh
(für Stadtbild historisch). Der Platz wird seit 2016 komplett neu gestaltet, die Telefonzelle existiert nicht mehr. Schon bei der Aufnahme 10/2014 war kein Telefon mehr vorhanden.
Jena, Camsdorfer Ufer, TelH 90 an der Camsdorfer Brücke ohne Beleuchtung im Juli 2014. Auch im Februar 2017 noch dort.
Hannover, Weddingufer, TelH 90 im Juli 2013.
Jena, Karl-Liebknecht-Straße/Adrian-Beier-Stieg, TelH 90 vor einem großen Gebüsch im Juli 2014. Im Februar 2017 waren sowohl TelH 90 als auch das Gebüsch spurlos verschwunden.
Stockdorf, Gautinger Straße, TelH 90 vor einem Mehrfamilienhaus im August 2014. Schon im September 2014 wahrscheinlich nicht mehr vorhanden.
Jena, Westbahnhofstraße/Ernst-Haeckel-Straße, TelH 90 vor einem Ärztehaus im Oktober 2014.
Mittweida, Goethestraße, TelH 90 auf halbem Weg zwischen Bahnhof und „Innenstadt“ im Oktober 2014. Im Herbst 2016 vermutlich noch vorhanden.
Mittweida, Weberstraße/Kreisel TelH 90 vor einem Supermarkt im Oktober 2014.
Jena, Schlippenstraße/Kunitzer Straße, TelH 90 im Juli 2014. Auch im Februar 2017 noch vorhanden.
Weimar, Bahnhofsvorplatz/Schopenhauerstraße West, TelH 90 im Juli 2014 und auch 2017 noch vorhanden.
Chemnitz, Straße der Nationen, TelH 90 halb verdeckt von vorne im November 2014.
Chemnitz, Straße der Nationen, Beweisfoto: Telefonzellen werden noch benutzt!
Elze, Harmann-Löns-Straße, TelH 90 vor der Grundschule im Dezember 2014, auch im Februar 2017 noch an Ort und Stelle.
Jena, Nollendorfer Straße, TelH 90 von der rechten Seite vor einem Ärztehaus im August 2014, im Februar 2017 noch vorhanden.
Hannover, Glocksee, rechte Seite von TelH 90 vor dem Gelände des örtlichen Energieversorgers. Meine erste Telefonzelle, fotografiert im Juli 2013.
Weimar, Bahnhofsvorplatz/Schopenhauerstraße Ost, TelH 90 von der linken Seite fotografiert im Juli 2014, 2017 noch vorhanden.
Weimar, Goetheplatz, zwei TelH 90 vor der Hauptpost im August 2014.
Jena, Nonnenplan, zwei Exemplare von TelH 90 im Februar 2015, seitdem durch eine einzelne Säule ohne Häuschen ersetzt.
Wie sich schon an den wenigen Beispielen zeigt, gehören Telefonzellen zu einer bedrohten Spezies. Es geht mir hier aber weniger darum, noch einen wehmütigen Artikel über das Ende der Telefonzelle zu schreiben (davon gibt es genug im Internet).
Ich kann mich zwar noch gut daran erinnern, dass ich auf meiner ersten Klassenfahrt noch mit einer Telefonkarte zu Hause angerufen habe, ich finde aber die Vorstellung total befremdlich, dass es früher unzählige solche Kabinen im öffentlichen Raum gegeben haben muss[ref]Diesem Artikel zufolge ist die Zahl von 2006 bis Anfang 2016 von 110000 auf etwa 30000 oder weniger gefallen.[/ref]. Es gibt alte Fotos, wo Vierer- oder Sechsergruppen von Telefonzellen zu sehen sind! Wofür man die alle früher wohl mal gebraucht hat? Tatsächlich habe ich in den Jahren, die ich Telefonzellen fotografiert habe, nur einmal jemanden eine benutzen sehen (siehe oben!). Für mich ist das heute in etwa so unbegreiflich wie Lochkarten. Noch seltsamer finde ich eigentlich nur das öffentliche Faxgerät. Umso spannender finde ich, dass es aus der Prä-Mobilfunk-Ära noch so viel Überreste in den Städten gibt, und auch wo sie sich noch befinden.
Die Bilder hier sind übrigens erstmals keine „einfachen“ Fotos. Fast alle sind Montagen von mehreren Fotos mit unterschiedlicher Belichtung, die ich mit Gimp über Leuchtkraft-Masken zusammengebastelt habe. Dabei habe ich mal kurz ein Gimp-Plugin geschrieben, das diese Masken automatisch erzeugt. Bei Interesse einfach bei mir melden!