Seit nun einer Woche bin ich wieder zurück in Deutschland von einem Urlaub in Ägypten. Die Gelegenheit dort Urlaub zu machen bot sich an, da der Vater meiner Freundin im Moment in Kairo lebt und arbeitet und wir so eine kostenfreie Übernachtungsmöglichkeit hatten. Ich will mich hier nun der Stadt zunächst von oben nähern: mit einem Rundum-Ausblick vom Kairo-Turm[ref]Auf Englisch heißt der Turm immer nur Cairo Tower und die Wikipedia nennt ihn auf Deutsch schlicht Fernsehturm Kairo, ich verwende hier aber mal die komisch klingende, direkte Übersetzung.[/ref].
Der Bau des Kairo-Turms wurde nach Auskunft unseres Reiseführers[ref]Diese Auskunft findet sich auch in der englischen Wikipedia.[/ref] angeblich vom ägyptischen Präsidenten Abdel Nasser in den 60er Jahren mit einer Summe von mehreren Millionen US-Dollar finanziert, die dieser als persönliches Geschenk der US-Regierung erhalten haben will. Er ist mit 187 m eines der höchsten Bauwerke in Nordafrika, liegt im Süden der Nil-Insel Gezira[ref]Arabisch für Insel, also ein sehr kreativer Name für eine Insel[/ref] und ist erst seit 2009 in renoviertem Zustand wieder geöffnet. An der Spitze gibt es neben der Aussichtsplattform, die wir besucht haben, auch ein sich drehendes Restaurant und ein Café. Der Besuch der Aussichtsplattform ist mit 70LE ziemlich teuer. Man kann für den selben Preis auch ins Ägyptische Museum in Kairo gehen, wo man dann aber sogar noch 50% Rabatt bekommt, wenn man Student ist, oder über 20 km mit dem Taxi zu den Pyramiden fahren. Dafür durften wir hier erst mal einige Zeit anstehen, da wir an einem Freitag (einem arbeitsfreien Tag in Ägypten) dort waren und auch viele andere Menschen auf den Turm wollten.
Trotzdem hat es sich ganz gut gelohnt, da man wegen der zentralen Lage auf der Nil-Insel einen guten Überblick über Kairo hat. Vieles davon verschwindet aber im Smog, sodass tatsächlich kein Ende von Kairo in Sicht ist.
Wir beginnen den Rundgang um den Turm mit Blick nach Osten (Karte zur besseren Orientierung). Da gibt es direkt am Nilufer eine der vermutlich schönsten Kreuzungen der Welt, die einen wunderbaren Eindruck der ägyptischen Straßenbaukunst gibt und wie viele Straßen in Kairo mindestens zwei Ebenen und dutzende Abfahrten hat. Das sehr geringe Verkehrsaufkommen liegt daran, dass es freitags nachmittags war. Sehr typisch für größere Straßen sind auch die Unmengen an riesigen Werbeplakaten, die auf Ständern oder Häusern neben den Hochstraßen stehen. Außerdem sind im Bild eines der mindestens 3 Hilton-Hotels in Kairo (das hohe Gebäude links) und die ehemalige Parteizentrale der Mubarak-Partei (rechts am Rand) zu sehen, die am 28.01.2011 ausgebrannt ist. Direkt dahinter (und hier nicht sichtbar) liegt das Ägyptische Museum mit unzähligen Sarkophargen, sehr alten Statuen, viel Kleinkram und dem Inhalt des Grabes des Tutanchamun. Es ist als Museum etwas antiquiert aber schon sehr sehenswert. Man darf dort aber leider nicht fotografieren.
Weiter südlich am Nilufer schließt sich direkt der Tahrir-Platz an, der von viel Verkehr und einem großen Kreisel dominiert ist. Dahinter erstreckt sich dann das Stadtzentrum von Kairo mit vielen Läden und dem Basar, von dem noch getrennt zu erzählen sein wird. Dort ist auch das alte Zentrum des islamischen Kairo, zu dem auch die Alabaster-Moschee, hinten rechts im Bild, gehört.
Noch etwas weiter südlich auf der östlichen Nil-Seite liegt das alte koptische Viertel, in dem neben (und unter) einigen Kirchen noch Reste der 2000 Jahre alten römischen Besiedelung der Gegend zu finden sind. Dazu werde ich hier auch noch einen eigenen Artikel schreiben. Auf dem obigen Bild ist vor allem der Süden von Gezira zu sehen, auf dem sich das Opernhaus von Kairo und einige andere Kultureinrichtungen befinden. Im Hintergrund sieht man auch die zweite größere Nil-Insel in der kairoer Innenstadt: Rhoda. Beim direkten Blick nach unten offenbart sich, wie wohlhabendere Ägypter ihr Wochenende verbringen: es gibt auf Gezira einige abgezäunte Parkanlagen und Sportklubs, in denen reges Treiben herrschte. Direkt am Fuße des Turms gibt es zum Beispiel ein Schwimmbad, einen Fußballplatz und auch Kampfsport-Anlagen.
Blickt man vom Turm aus in süd-westliche Richtung, kann man hinter einem schier endlosen und an den Rändern stets erweiterten Häusermeers die Pyramiden sehen, die alles schwach sichtbar durch den Smog überragen. Auch über unseren Besuch bei den Pyramiden werde ich hier noch berichten. Weiter nördlich am Westufer schließt sich dann das Bild im Hintergrund dieses Artikels an. Dieses ganze Gebiet ist erst innerhalb der letzten 100 Jahre besiedelt worden.
Im Norden der Insel liegt der Stadtteil Zamalek, in dem wir auch gewohnt haben. Hier gibt es sehr ausführliche historische Informationen über diesen Stadtteil und die Besiedelung der Insel mit einem beeindruckend leeren Foto vom Anfang des 20. Jahrhunderts, auf dem ein ähnlicher Bereich zu sehen ist, wie auf dem Bild rechts. Auch hier wird es noch einen eigenen Blog-Eintrag geben, da ich auch aus der Straßenperspektive einige Fotos in Zamalek gemacht habe.
Als letztes schließt sich in nordöstliche Richtung wieder ein Blick auf den östlichen Nil-Arm an, an dessen Ufer zum einen einige größere alte, als Gaststätten genutzte Schiffe liegen, die nicht den Eindruck machten, dass sie unter den Brücken hindurch passen und zum anderen einige Hochhäuser in denen sich überwiegend Banken und Hotels befinden. Ganz zum Schluss gibt es jetzt noch ein kleines Extra: ein Panorama von Zamalek und dem östlichen Nilufer. Man kann es auch mit der Maus bewegen.
Ein Kommentar zu “Kairo – und kein Ende in Sicht”