… der Getränkeautomaten und der beheizten Toilettensitze. Ich bin seit zwei Wochen aus diesem Land zurück. Der eigentliche Anlass für meine Reise war die jährliche Haupt-Konferenz meines derzeitigen Forschungsbereiches, sodass ich den Flug von meinem Arbeitgeber finanziert bekommen habe. Die Geschäftsreise darf man hier netterweise noch mit einem privaten Urlaub kombinieren, was ich natürlich auch getan habe.
Die Konferenz war in Kobe und ich bin vorher mit einem Kollegen nach Tokio und Kyoto gefahren und wir haben den Fuji bestiegen. Es gibt also einiges zu berichten. Ich werde versuchen, dabei nicht die Berichte über Ägypten zu vernachlässigen…
Japan ist ein sehr angenehmes Land zum Reisen. Die Menschen, mit denen man in Hotels, Restaurants und ähnlichem zu tun hat (überwiegend junge Frauen), sind stets sehr höflich und enorm bemüht, einem weiterzuhelfen. Das mag oft zwar einfach Teil der Rolle als Kellner usw. sein, wirkt aber meistens tatsächlich ehrlich. Auch wenn viele Japaner nahezu kein Englisch sprechen (wollen), kommt man fast immer mit non-verbaler Kommunikation (Lächeln und Nicken 🙂 ) schon sehr weit. Das liegt gerade in Restaurants auch daran, dass auf Speisekarten fast immer alle Gerichte auch abgebildet sind oder als Wachs-Modelle im Schaufenster stehen und sich oft doch noch jemand auftreiben lässt, der etwas Englisch sprechen möchte.
Da ich keinen Fisch esse, war ich zunächst etwas skeptisch, was die Ernährung in Japan betrifft. Die japanische Küche ist aber enorm vielfältig und wir haben sehr viele wirklich leckere Sachen gegessen. Die typischen Gerichte mit Nudeln[ref]Als traditionelle Sorten gibt es mindestens Ramen-, Soba- und Udon-Nudeln, wobei gerade letztere sehr lecker sind[/ref] und Fleisch (oder Garnelen usw.) in einer Suppe sind zum Beispiel oft sehr günstig (Größenordnung 5 Euro) und lecker. Dazwischen finden sich immer wieder überraschende Dinge, die sehr ungewöhnlich schmecken und für die es vermutlich nicht mal sinnvolle nicht-japanische Bezeichnungen gibt. Vieles davon, sofern es nicht aus dem Meer kommt, hat mutmaßlich mit Pilzen oder Sojabohnen zu tun. Süße Sachen wie Eis und Sahne gibt es immer mit Grüntee-Geschmack (bzw. Matcha) in einer entsprechend hübschen Farbe. In meinem Eisbecher in Kyoto fanden sich aber auch noch süßlich eingelegte Sojabohnen und diverse andere glibberige und klebrig-süße Dinge, deren Herkunft oder Zusammensetzung mir ein Rätsel bleiben wird.
Insgesamt ist Japan ein (selbst für einen Deutschen!) unglaublich ordentliches Land. Züge sind pünktlich[ref]Lt. Wikipedia hat der Shinkansen im jährlichen Mittel eine Verspätung von wenigen Sekunden[/ref] und schaffen die Strecke von Osaka nach Tokio mit einer durchschnittlichen(!) Geschwindigkeit von über 200km/h. Meiner Erfahrung nach ist das Geschwindigkeitserlebnis übrigens viel besser, wenn man im Zug stehen muss. Auf den Bahnhöfen und in U-Bahnen sind in der Regel Markierungen auf den Bahnsteigen, die anzeigen, welcher Wagen des Zuges wo hält und wo man sich anstellen soll. Die Schilder und Anzeigen in Bahnhöfen u.ä. sind immer auch auf Englisch untertitelt, sodass man sich gut orientieren kann. In Tokio sind auch so in den U-Bahn-Stationen häufig mit Pfeilen die Seiten der Wege markiert, auf denen man gehen sollte. Sehr irritierend war in Tokio nur, dass alle Menschen auf der linken Seite der Rolltreppe stehen[ref]Das liegt vermutlich am Linksverkehr, aber es war nur in Tokio so. In Kyoto und Kobe standen alle rechts, so wie in Deutschland…[/ref].
Auch sonst ist der öffentliche Raum sehr ordentlich und sauber. Seltsamerweise liegt nirgendwo Müll herum, obwohl es kaum Mülleimer gibt. Gerade wenn man sich an einem der zahllosen Getränkeautomaten[ref]Wenn man spontan irgendwo stehen bleibt und Durst hat, ist die Chance sehr groß, dass sich in 1 Minute zu Fuß eine Gruppe von üblicherweise 2-4 Getränkeautomaten finden lässt.[/ref] etwas gekauft hat, schleppt man dann den restlichen Tag über die leere Dose mit sich herum. Dafür gibt es überall, insbesondere auch an Bahnhöfen, kostenlose, öffentliche Toiletten, die im Vergleich zu deutschen in einem enorm gepflegten Zustand sind. Alles Weitere zu japanischen Toiletten kann man bei der Welt in einer Bildergalerie nachlesen…
Alles in allem kam mir Japan deutlich weniger fremd vor als Ägypten. Das Leben in Japan ist unserem in Deutschland doch viel ähnlicher. In den nächsten Monaten wird es hier dann weitere Artikel zu Großstädten, japanischer Architektur, Tempeln und natürlich meiner Fuji-Wanderung geben. Vieles davon unterscheidet sich dann doch ziemlich von unserer Lebensweise.
Schon diese relativ kurze Schilderung macht mich etwas neidisch. 🙂
Aber ich bin guten Mutes, dass ich es auch irgendwann im Lauf meiner Karriere nach Japan schaffe. Freue mich schon auf unser Treffen am Wochenende!
Andi