Am vergangenen langen Himmelfahrts-Wochenende war ich aus familiären Gründen im westlichsten Zipfel von Brandenburg, jenes Bundesland über das Rainald Grebe bereits so treffend sang:
Ich fühl mich heut so leer, ich fühl mich Brandenburg.
Dort, direkt an der Elbe und den Grenzen zu Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern habe ich zwar keine Wölfe angetroffen, dafür gibt es dort aber ziemlich viele Störche.
Wir waren in dem kleinen Dörfchen Rühstädt, das in der Region sehr bekannt für die vielen Störche ist, die dort den Sommer verbringen. Es gibt dort ein größeres Storch-Info-Zentrum für Besucher und wir haben uns von einem Mitarbeiter dieses Zentrums durch den Ort führen lassen. Die gesamte Bevölkerung ist auf die Störche eingerichtet und es gibt einen eigenen Storchenclub, der sich über den Winter um die dann leerstehenden Nester auf den Hausdächern kümmert.
Im Frühjahr kommen dann die Störche aus Afrika entweder über die Meerenge von Gibraltar oder entlang der östlichen Mittelmeerküste wieder nach Europa und verteilen sich entlang der großen Flüsse. Die Gegend um Rühstädt ist dabei die nördlichste Storchenkolonie in Europa und sehr beliebt, da entlang der Elbe auf Grund der innerdeutschen Grenze noch viele Freiflächen bestehen, die ausreichend Nahrung (vor allem Frösche und andere Amphibien) bieten. Die Störche kehren dabei in der Regel zu ihrem alten Nest zurück, sofern nicht ein anderes Tier schneller war. Ansonsten fängt der männliche Storch von neuem an, ein Nest aufzubauen. Auf den möglicherweise verspätet eintreffenden Partner aus dem letzten Jahr wird bei der anschließenden Fortpflanzung nicht gewartet.
Aktuell leben allein in Rühstädt 38 Storchenpaare und auch in der ganzen Umgebung sieht man immer wieder Nester und Tiere, die auf den Feldern nach Nahrung suchen. Der Nachwuchs wird nämlich den Sommer über abwechselnd von beiden Elternteilen gefüttert und vor Sonne geschützt. Die menschlichen Storch-Unterstützer im Dorf beringen die Jungtiere einmal im Jahr, bevor sich die Störche im Herbst aus der ganzen Gegend sammeln und innerhalb weniger Tage wieder auf den Weg nach Afrika aufbrechen. Die Jungen wissen dabei schon Bescheid über ihre Flugroute.