Koptisches Kairo

Passend zum nahenden Weihnachtsfest geht es hier um Kommerz Religion in Kairo. Wir hatten uns nämlich für den letzten Tag dort vorgenommen, einen der ältesten Teile der Stadt mit dem koptischen Viertel zu besichtigen.

Die Fahrt dorthin war etwas ungewöhnlich. Nachdem wir unserem Taxifahrer unser Ziel nach dem offenbar üblichen Verfahren[ref]Man nutzt den Portier eines größeren Hotels am Ende der Straße als Dolmetscher.[/ref] klar gemacht hatten, fuhr er auf eine der größeren Straßen und plötzlich, für uns völlig überraschend, benutzte er seinen Anschnallgurt. Zum Anschnallen! Einen gewissen Umweg durch den Süden Kairos später wurden wir dann aber tatsächlich wohlbehalten im koptischen Viertel abgesetzt[ref]Hinten im Taxi waren keine Anschnallgurte benutzbar.[/ref].

Die erste Kirche, die wir dort besichtigten, stellte sich aber als eine griechisch-orthodoxe heraus. So wie auch die sehr viel bekanntere, koptische Hängende Kirche daneben ist sie auf Resten römischer Bebauung errichtet und hat ihre runde Form von einem ehemaligen Turm der römischen Festung. Dieser Teil Kairos ist der älteste, der schon vor der Eroberung durch Araber von Römern und Ägyptern besiedelt war. So hat auch die Hängende Kirche ihren Namen von ihrer Erbauung auf einem ehemaligen Tor. Währen die griechisch-orthodoxe Kirche vor allem von einer riesigen, vergoldeten Altar-Wand aus rotem Gestein und dem sehr farbigen Deckengemälde dominiert wurde, war die Hängende Kirche farblich eher schlicht. Dafür sind Wände und Türen voller sehr feiner Schnitzereien und Steinmetz-Arbeiten. Im Inneren sind die Wände voll mit Ikonen-Bildern, die von den gläubigen Besuchern aufgesucht und angefasst werden. Auch sonst machten beide Anlagen einen für ägyptische Verhältnisse sehr gepflegten Eindruck. In der Hängenden Kirche gab es sogar kostenlose Toiletten für die Besucher.

In den Kirchen ebenso wie in einigen Läden auf der Straße gab es tatsächlich auch Postkarten zu kaufen. Das hatten wir vorher noch nirgends gesehen, selbst bei den Pyramiden gab es keine. In einem solchen Laden, der nach Aussage des Verkäufers auch 300 Jahre alte Fotos von Kairo verkaufte (die wirklich deutlich besser waren als alle anderen Souvenirs), erfuhren wir dann, wie man zum Rest des Viertels kommt. Bisher hatten wir nur eine Straße gesehen, die links von den Mauern der Kirchen und rechts von Bahngleisen begrenzt wurde.

Schmaler Durchgang zwischen hohen Mauern im koptischen Kairo, mit einem Eingang zu einem koptischen Heiligen-Grab.
Schmaler Durchgang zwischen hohen Mauern im koptischen Kairo, mit einem Eingang zu einem koptischen Heiligen-Grab.

Über eine düstere Treppe konnte man eine etwa zwei Etagen tiefer liegende Ebene von Gassen erreichen, von denen Eingänge zu etlichen weiteren koptischen Kirchen und Heiligen-Gräbern abgingen, darunter auch mindestens eine Kirche, die an einer Stelle stehen soll, an der Jesus mit seiner Familie vorbei gekommen sein soll. Außerdem gibt es dort eine alte Synagoge in ähnlichem Baustil wie die Hängende Kirche[ref]Man durfte dort leider nicht fotografieren.[/ref], allerdings sind spätestens seit dem letzten Krieg mit Israel nahezu alle Juden aus Ägypten emigriert. Dort gab es auch  Personenkontrollen am Eingang, wie man sie aber auch sonst häufiger bei Museen und anderen Sehenswürdigkeiten hat.

Haupteingang und Platz vor der Moschee.
Haupteingang und Platz vor der Moschee.

Unweit des koptischen Viertels gibt es noch die Moschee des Amr ibn al-As, die älteste Moschee Afrikas. Man kann sie wie fast alle Moscheen in Kairo auch als Nicht-Muslim besichtigen. Wir warteten zunächst etwas, bis die sich als Beerdigungs-Zeremonie herausstellende Veranstaltung zu Ende war. Danach trauten wir uns zögernd zu einem der Eingänge, wo ich nur meine Schuhe abgeben brauchte. Meine Freundin war mit dem verhüllen ihrer Haare leider etwas langsam und konnte nur mit Mühe verhindern in einen grünen hogwarts-artigen Kapuzenumhang gehüllt zu werden, den auch die noch weniger vorbereiteten asiatischen Touristengruppen tragen durften.

Das Gebäude selbst war eine recht schlichte Säulenhalle mit Teppichboden und einem Innenhof mit Brunnen. Die Säulen sollen alle einzigartige Verzierungen haben. Einzige Unterteilung des Innenraumes war eine hohe Holzwand, die den Bereich für die Frauen von der restlichen Moschee abtrennte, oben links im linken Bild zu sehen. Im hinteren Bereich fanden sich dann noch eine hübsch verzierte Gebetsnische und eine –kanzel sowie eine erhöhte Plattform, die historisch den Gelehrten und Herrschern vorbehalten ist. Insgesamt war die Moschee verglichen mit den Kirchen in der unmittelbaren Nähe also eher schlicht gestaltet.

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